Wie Frauen im Job härter werden

„Es gibt genügend ausgezeichnet ausgebildete Frauen, die zunehmend auch die Motivation zeigen, sich bis ganz nach oben durchzubeißen“, schreibt Dr. Christine Stimpel, Deutschlandchefin der Personalberatung „Heidrick & Struggels“.

Wie der Firmenname schon vermuten lässt, kennst sich Frau Stimpel (die auf einigen Fotos aussieht wie ein „Stepford Wife„, was ich in einem anerkennenden Sinn meine) mit dem beständigen Kampf aus, den Frauen im Job (sollten sie karriereorientiert sein) ausfechten müssen.

Aber wir haben schon im Kindergarten gelernt – Jungs wie Mädchen: beißen ist böse.

Machen das die Männer denn? Beißen sie sich gegenseitig, hacken sich gegenseitig Gliedmaßen ab, erstechen sich von hinten um „ganz bis nach oben“ zu kommen?

Sieht das nur immer von außen aus, wie maximal das Gedrängel vorm Apple-Store, wenn es ein Bonbon zu verteilen gibt und ist in Wirklichkeit ein Blutbad?

Und: Packe ich mir besser ein Butterfly Messer in den Hosenbund, wenn ich einmal DAX-Vorstandsmitglied sein will? Na, das würde dann auf jeden Fall eine Show à la „Hunger Games„…

Faraday

Ladies, wir sind nicht mehr im Wilden Westen. Und ich weigere mich, wie ein verzogener Dackel anderen in die Hacken zu beißen, um dann schwanzwedelnd auf einem Samtkissen die Personalführung im DAX-Vorstand zu übernehmen.

Stattdessen bin ich ein Fan der hier schon öfter angesprochenen Taktik, die Spielregeln der Männer zu studieren, zu durchschauen und in unserem Sinne anzuwenden.

Was „härter“ hier bedeuten kann, ist deshalb vielleicht eher eine Abschirmung des Innen oder eine Abschirmung des Außen.

Schauen wir uns zur Veranschaulichung kurz den Faradayschen Käfig an:

Schlägt ein Blitz in einen Faradayschen Käfig ein (das kann auch ein Auto oder ein Flugzeug sein), dann passiert den Menschen drinnen nichts (weil das elektrische Feld drinnen geringer ist als außen).

„Härter“ bedeutet dann hier vielleicht einfach: ableitend, abprallend.

So überwinden Sie Ihre Mädchenhaftigkeit

Unter diesem wenig ansprechenden Titel schreibt Andrea Nittel-Neubert, auf den zweiten Blick eine Frau mit ernstzunehmendem „psychologischen Interesse und Neugier“, dass wir genau das tun sollen.

„Hören Sie auf, anderen dauernd von dem zu erzählen, was Sie belastet“, rät sie. „Schreiben Sie das lieber in ein Tagebuch oder reagieren sich beim Sport ab“.

Jeden Morgen, wenn mein Lieblingskollege mich fragen: „Und, geht’s dir gut? Alles klar?“, reagiere ich jedes Mal mit der Wahrheit und den 1000 Sachen, die mir im Kopf rumgehen.

Das wirkt nicht gerade „hart“ oder „stark“ (muss man ja auch nicht in absolut jeder Gelegenheit – aber irgendwo muss man ja mal anfangen).

Ich glaube, es ist wichtig, als Frau härter zu werden, weil Männer nicht gewohnt sind, auf einer emotionalen Ebene im Job zu kommunizieren. Sie können also damit schlichtweg nicht umgehen.

Zugreifen, Durchgreifen, Angreifen

Barbara Dribbusch, Redakteurin für Soziales bei der taz, beobachtet, dass härte Gesetze (im Scheidungsrecht) und härtere Umstände auch eine neue Härte bei Frauen unumgänglich macht.

Ich stimme ihr zu. Allerdings nicht auf eine Furien-Art. Sondern auf eine mehr verschlossene, Poker-Face Art.

Wir Frauen lassen uns viel zu oft in die Karten gucken, lassen uns viel zu oft von allen möglichen Seiten beinflussen (bis gehirnwaschen), entscheiden viel zu oft “den unteren Weg zu gehen”.

Wenn hier “durchbeißen” im Sinne von “durchhalten”, mit Eiern an der Front stehen, wenn Entscheidungen getroffen warden, Konsequenzen und Lob einheimsen heißt, dann bin ich dabei.

Frau Nittel-Neubert hat allerdings noch eine andere Anregung, die mir durchaus gefällt (weswegen ich ihr hier den Schluss überlasse):

„Um härter zu sein, sollten Sie sich Ziele setzen, festlegen, wann Sie diese erreichen möchten und diese Absichten angehen, anstatt sich mit der Gegenwart abzufinden und unzufrieden zu bleiben.”

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